Idee und Ziele des Projekts

Private Haushalte und Unternehmen tragen durch ihr Handeln entweder direkt oder über die öffentlichen Verkehrswege beständig Kunststoffe in die Abwässer und damit in die Entwässerungssysteme ein. Derzeit besteht Unklarheit hinsichtlich der Menge und der Art dieser Kunststoffe. Zugleich weist die rechtliche Instrumentierung bezüglich der Einträge von Kunststoffen in die Entwässerungssysteme erhebliche Defizite auf. Damit verbunden gibt es kaum Wissen darüber, wie durch eine passgenaue Ansprache von Verbrauchern und Unternehmen die Einträge gemindert werden können.

Kunststoffmix aus der Kläranlage Stolberg
Kunststoffmix aus der Kläranlage Stolberg

In dem Projekt wird in vier Kommunen innerhalb eines Jahres die Menge und Art der Kunststoffe, die in die Entwässerungssysteme eingeleitet werden, erfasst und ein Standard für entsprechende Untersuchungen entwickelt. Auf dieser Basis findet mittels Stoffstromanalyse eine Hochrechnung für Deutschland statt. Mit Blick auf die regulativen Defizite erfolgt im Zusammenspiel von rechtswissenschaftlichen und verhaltensökonomischen Analysen die Entwicklung von Instrumenten zur Minderung des Kunststoffeintrags. Eine Auswahl der entsprechenden Instrumente wird in umfassenden empirischen Untersuchungen evaluiert und Feldexperimenten in Unternehmen und Haushalten erprobt. Direkte und indirekte Gesamteffekte einer derartigen Instrumentierung werden dann im Rahmen von Multi-Agenten-Systemen modelliert. Auf dieser Basis werden zielgruppenspezifische Policy Briefs entwickelt, die Politik, Praxis und Verbände über die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten zur Reduktion und Messung des Eintrags von Kunststoff informieren. Die Umsetzung des Projekts erfolgt in enger Kooperation mit den vier Kommunen. Ziel des Projekts ist es somit, erstmalig einen Überblick über den Eintrag von Kunststoffen über die Entwässerungssysteme in die Fließgewässer zu erhalten, verhaltenswissenschaftlich fundierte Instrumente zu entwickeln und die entsprechenden Erkenntnisse für Politik, Praxis und Verbände zugänglich zu machen.

Forschungsschwerpunkte

Forschungsschwerpunkte sind (I) die Erfassung des qualitativen und quantitativen Kunststoffaufkommens mittels Sortieranalysen in vier kommunalen Kläranlagen, in Unternehmen und auf Verkehrswegen, (II) die Hochrechnung auf Deutschland, (III) die systematische Identifikation möglicher relevanter Verhaltenseffekte bei der Nutzung von Kunststoffen mit dem Fokus auf Haushalten und Unternehmen der Kunststoffverarbeitung und Radreinigung, (IV) die Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens sowie (V) die Entwicklung umweltpolitischer Maßnahmen in Form von Instrumentenbündeln zur Vermeidung der Kunststoffeinträge über den betrachteten Eintragspfad. Ausgewählte entwickelte Maßnahmen werden mittels Feldexperimenten in Haushalten und Unternehmen erprobt und die Wirkung von Instrumenten wird modelliert, analysiert und bewertet. Kernelemente der Herangehensweise sind Praxisbezug, Interdisziplinarität und Methodentriangulation.